Das Herwig-Blankertz-Berufskolleg wird auf seinem Weg zu einer rassismusarmen Zukunft ausgezeichnet.
Das Recklinghäuser Berufskolleg, allen voran die Schüler*innen des HBBK, wurden heute in einem festlichen Rahmen für seine zweijährige intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Rassismus ausgezeichnet. Hierbei konnten die jungen Erwachsenen an Thementagen unterschiedlichste Zugänge zur Ausgrenzung und Diskriminierung von „Andersartigem“ gewinnen. Ein sehr schöner Effekt in der Auseinandersetzung mit sich und dem „Anderen“ um sich herum, gerade hier am Campus Vest, zeigte deutlich die couragierte und reflektierte Haltung unserer Schulgemeinschaft zu diesem Thema.
So erstaunte es nicht, dass nicht nur der Blick für rassistische Tendenzen in seinem Umfeld geschärft, sondern auch sehens- und hörenswerte Videos, Podcasts und sogar Comics zu dieser aktuellen Thematik entstanden. Besonders hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang das Rap-Video der BF1G, welches selbst aufwendig produziert und eingesungen wurde. Mit eindrucksvollen Drohnenaufnahmen starken Messages und Bildern, konnten sie das Publikum zum Einstieg der Titelverleihung direkt fesseln und wurden unter der Leitung von Herrn Carius und Frau Beerenbrock lautstark gefeiert.
Der eingangs beschriebe lange Weg der HBBK-Community zu einer „Schule mit Courage“ ist gezeichnet von vielen Auseinandersetzungen, Gesprächen und Projekten in den letzten Monaten und Jahren, darunter auch eine Podiumsdiskussion mit dem Nazi-Aussteiger Christian Weißgerber, welche die ganze Schule live oder im Stream verfolgte und aktiv an Diskussionen teilnahm. Wir sind sehr stolz eine eloquente und motivierte Schülervertretung zu haben, welche solche Veranstaltungen plant und organisiert und lebendig und eloquent moderiert. Arsad Naderi, ein Mitglied der SV sagte in der Talkrunde zur Preisverleihung, „Rassismus hat keine Farbe mehr, wir wollen gesellschaftliche Schablonen aufbrechen, um achtsam miteinander umzugehen.“
Dieser Auszug aus der Talkrunde anlässlich der Preisverleihung war neben vielen höchst emotional und eindrucksvoll. Der Künstler Adnan Kasim, welcher unsere Aula in ein hybride Ausstellung von Widerstandskämpfer*innen verwandelte, schilderte persönliche diskriminierende Erlebnisse. Kommentare nach der Summe des Kindergeldes seiner 3 Kinder zeigen offen, wie weit Rassismus in unserer Gesellschaft verankert ist. Mit der Zusammenarbeit von ihm und Ulle Bowski (Markenbude Recklinghausen) haben sie uns in eine Welt von Haltung, Courage und Stärke geführt und uns gezeigt, wie wichtig es ist sich im Kampf gegen Rassismus zu positionieren.
Diese Position betonte auch Olaf Kröck, Intendant der Ruhfestspiele. Er betonte den strukturellen Rassismus, der oftmals unsichtbar erscheint. Gerade diejenigen, die nicht ausgegrenzt werden, sollten sich fragen, ob sie mit ihren Privilegien und Verhaltensmustern Rassismus befördern. Gleichzeitig muss es darum gehen Rassismus ein Gesicht zu geben, und diejenigen zu hören, die solche Erfahrungen ertragen haben, betonte auch Landrat Bodo Klimpel dieses Selbstverständnis.
Dass Schule ein kulturell prägender Raum für Einstellungen und Haltungen zueinander ist, verstehen wir als Teil unserer Schulkultur und Selbstverpflichtung. Wir möchten diesen Auseinandersetzungen und Gesprächen Raum und Zeit geben und das auch in Zukunft, da waren sich an diesem Tag alle einig. So erfreute es, dass Claus Wiesenthal, seines Zeichens als Preisverleiher des Netzwerks zugegen, weitere Projekte und Kooperationen in Aussicht stellte.
Gerahmt wurde dieser besondere Tag durch unsere Schulband „No Notes“, welche neben John Lennons „Imagine“ auch eine kleine Premiere eines eigens komponierten Songs „Courage for Change“ präsentierte. Jasmin Hahn bezauberte alle Anwesenden unter der Begleitung der Band.
Wir danken nicht zuletzt den Initiatoren aus der Lehrergemeinschaft, Benedikt Winkelmann, Julian Schulte, David Zeich, Yvonne Beerenbrock, Michael Fels, Maren Grimm und Roland Portale für die musikalische Begleitung.